Erfolglose Haftbeschwerden

Menschen mit Transparent "Klimakrise löschen - Knäste abfackeln" vor rotem Rauch, teilweise in Halloween-KostümenAlle drei Anwält*innen hatten im Verlaufe der letzten Zeit Haftbeschwerden gegen die Inhaftierung von Carlo, Ralph und Ava eingelegt – leider erfolglos. Wir gehen im folgenden ein bisschen auf die Argumente und Gegenargumente ein, die zu der Entscheidung geführt haben.

Der Beschluss zur Untersuchungshaft wegen der Kraftwerksblockade in Jänschwalde war vom Amtsgericht Cottbus begründet mit dem dringenden Tatverdacht, dort Hausfriedensbruch, Nötigung und Störung öffentlicher Betriebe begangen zu haben und der Fluchtgefahr, die wegen der Verweigerung der Personalien bestehen würde. Die Anordnung der Untersuchungshaft sei wegen dem hohen Schaden und der zu erwartenden Strafe verhältnismäßig. In einem Beschluss forderte das Gericht, dass sich eine Kaution an der Höhe des Schadens (also über 3 Millionen) orientieren müsste, in einem anderen schloss es das ganz aus.

Alle Anwält*innen der drei Inhaftierten legten Haftbeschwerden gegen diesen Beschluss ein und begründeten diese ausführlich. Continue reading

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Verwaltungsklage gegen die Bedingungen beim Gewahrsam

Dass sich die Bullen selbst eher nicht so gerne an Gesetze halten, ist ja nichts neues. Wer das glaubt, denkt auch der Verfassungsschutz würde die Verfassung schützen. „Naja, zum Glück kann man doch dann dagegen vor Gericht gehen, oder nicht?“ – diesen Satz hören wir öfter, wenn wir von Polizeigewalt gegen Umwelt-Aktivist*innen berichten. Ich glaube nicht mehr an diesen Satz.

Aber es gibt einen anderen schönen Satz: „Gefährliche Leute muss man beschäftigt halten, sonst beschäftigen sie dich.“

Und jede Minute, die Bullen mit Papierkram beschäftigt sind, ist eine Minue in der sie niemanden verprügeln, überwachen, demütigen, anlügen, oder bedrohen können. Das ist einer der Gründe, warum es sinnvoll sein und sogar Spaß machen kann, die Bullen zu verklagen.

Nach unserer Aktion wurden viele von uns festgenommen und für knapp anderthalb Tage weggesperrt. Dabei ist viel Mist passiert, der den „Terror“ der uns vorgeworfen wird, völlig in den Schatten stellt. Insbesondere ging es darum, unsere Verhandlungsfähigkeit einzuschränken, also genau das Ding mit dem Rechtsweg, was denen ja angeblich so wichtig ist.

Hier also ein Auszug aus einer Klage gegen die Bedingungen, unter denen wir eingesperrt waren (CW: sexuelle Belästigung, Polizeiwillkür, Zwang, Transfeindlichkeit):

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Haftbefehl…

Die Meldeauflagen gegen drei der Personen, die Personalien bei der Haftprüfung angegeben haben wurden Ende September außer Kraft gesetzt. Dennoch eine einschneidende Willkür – einer der Betroffenen hat einen Bericht darüber verfasst.

Nach einer richtig tollen Aktion im und ums Kraftwerk Jänschwalde wurden wir alle in die
Gefangenensammelstelle der Polizei Cottbus gebracht. Mein persönliches Erleben dort war recht empowernd – in einer Mehrpersonenzelle konnten wir sogar die Hausordnung der Einrichtung bekommen und hielten unser Personal mit den verschiedensten Wünschen auf Trab. Mensch ärger dich nicht wollten sie zwar partout nicht mit uns spielen, aber immerhin konnte eine Person immer wieder rauchen gehen. Mit diesem Spirit und mit entsprechendem Selbstbewusstsein wurde ich Tags drauf zur Haftprüfung (wir verweigerten unsere Personalien) vor eine Richterin gebracht.

Die Richterin war eine Person, die es nicht nur sehr eilig hatte, mit uns fertig zu werden – sondern die sich regelrecht daran erfreute, uns fertig zu machen. Kalt, hart und streng ließ sie keine Faxen zu und bestellte sich direkt zwei Polizeibeamt*innen in den Raum, als ich mich auf den falschen Stuhl (den mit Polster) setzen wollte. Das ging ja gar nicht gut los.

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Aktuelle Haftbedingungen

Wir versuchen hier ein paar Informationen über die aktuellen Haftbedingungen zu geben, in dem Wissen, dass das schwer ist, weil Kontakt zu den Gefangenen schwierig ist.

Für die Inhaftierten ist mittlerweile Postkontrolle angeordnet. Das heißt, alle Briefe werden von Staatsanwaltschaft oder Richter*in gelesen und erst dann weiter geleitet, in beide Richtungen. Dabei scheinen die sich nicht gerade zu beeilen. Ava hat beispielsweise bisher nur ein einziges Mal einen Stapel Briefe erhalten (Ende September), seitdem nicht wieder. Carlos erste Post nach draußen kam über einen Monat nach der Inhaftierung an. Bei Ralph wird selbst Verteidigerpost kontrolliert (wenn auch weniger intensiv als andere Post) und er bekommt nur Sachen, die Briefe sind, also beschrieben. Bei Ava ist Verteidigungspost verloren gegangen und wenn Carlo und Ava ihre ihre Anwältinnen anrufen möchten, ist das schwierig und wird immer mal wieder verweigert – bloß weil diese sich über die Überwachung der Anwaltstelefonate beschwert hatten. Continue reading

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Post von Carlo

Auch von Carlo hat uns mittlerweile ein erster Brief erreicht, abgeschickt am 7.10.22, die Postlaufzeit liegt also bei etwa 14 Tagen. Carlo kommt mit der Situation zu recht, hat aber Schwierigkeiten wegen der veganen Ernährung, die der Knast nicht zugesteht. So schreibt Carlo:

„… Der Arzt wollte die Tage noch ein Blutbild machen, damit ich dann auch meine Ergänzungstabletten bekomme, die ich hier brauche wie nie zuvor. Brot mit Margarine und Kartoffeln / Reis bringen ja leider nicht so viel. Mein Antrag von Tag 3 oder so, dass ich auch keinen Fisch möchte, ist offensichtlich immer noch nicht durch gegangen. Mein „Vegan-Antrag“ sowieso nicht. Ich könnte so kotzen, wenn ich den Deckel vom Mittagessen aufmache und einen toten Fisch sehe. Wahrscheinlich habt ihr das schon gehört, bis der Brief ankommt, trotzdem schreibe ich mir das nochmal von der Seele.

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Adresskorrektur und Demo-Rede

Transparent "Free Them All" und "Klimakrise löschen - Knäste abfackeln" an Zaun von JVA Luckau-Duben

JVA Luckau-Duben

Etwas wichtiges vorab: Bei der Buchnummer von Carlo hatte sich eine falsche Ziffer eingeschlichen. Richtig ist ist die Nummer 288/22/4.  Bei Ralph ist die Buchnummer 757/22/9, die Bezeichnung der Behörden für ihn ist umPEW KB-251576. Wir haben die Adressen jetzt korrigiert, bitte achtet bei euren Briefen drauf.

Außerdem dokumentieren wir hier für euch einen Redebeitrag von der Demo:

Wir stehen hier, weil auch unsere Freund*innen und Kompliz*innen heute hier eingesperrt sind. Weil sie und andere das ungebremste Rasen in die Klimakatastrophe nicht länger hinnehmen wollten und den Kohleausstieg selbst in die Hand genommen haben – zumindest für ein paar Stunden und so mehr CO2 eingespart haben, als das hier über persönliche Konsumentscheidungen möglich wäre. Wir könnten jetzt jammern, dass der Staat aber ungerecht ist und Klimaschützer*innen nicht eingesperrt gehören, weil wir ja letzendlich nur eine Erde haben wollen, auf der wir gut leben können.

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Demos vor den Knästen in Luckau Duben am 15.10 und Cottbus Dissenchen am 16.10

Seit der Blockade des Kohlekraftwerks Jänschwalde am 19. 09. 22 sitzen 3 unserer Freund*innen immer noch im Knast.

Repressionen gegen die Klimagerechtigkeitsbewegung nehmen zu, doch Klimaaktivist*innen einzusperren löst das Problem des notwendigen Wandels nicht. Lasst Ava, Ralph und Carlo sofort frei!

 

Lasst uns zeigen, dass sie nicht alleine sind, dass wir sie nicht vergessen und dass wir zusammen stehen gegen ihre Repression, in welcher Form auch immer sie trifft.  Lasst uns gemeinsam laut sein!

Ava, Ralph und Carlo sitzen im Knast, weil sie es selbst in die Hand genommen haben, ein Kohlekraftwerk zumindest zeitweise abzuschalten. Eine Notwendigkeit, wenn wir schauen, welche Auswirkungen die Klimakrise jetzt schon hat. Dass wir uns auf die Regierungen nicht verlassen können, haben die letzten Jahrzehnte gezeigt – im Gegenteil, der Staat bezahlt Geld um diese Menschen einzusperren, zu versuchen Personalien zu erpressen und andere abzuschrecken, solche Aktionen nicht zu wiederholen. Wir lassen uns nicht abschrecken!

Wir demonstrieren auch in Solidarität mit allen Gefangenen. Menschen einzusperren löst keinerlei gesellschaftliche Probleme, sondern verstärkt sie durch die Isolation, den Abbruch sozialer Kontakte und ein Leben in totaler Fremdbestimmung.
Es werden im Wesentlichen arme Menschen eingesperrt, während Reiche sich freikaufen. Gegen Knäste überall! Für die Freiheit aller Menschen!

Klimakrise löschen! Knäste abfackeln!

Am Samstag dem 15.10.  um 17.15 Uhr vor der JVA Luckau-Duben
Lehmkietenweg 1, 15926 Luckau OT Duben

Am Sonntag um 11.30 Uhr vor der JVA Cottbus-Dissenchen, Oststraße 2
03052 Cottbus

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Kein veganes/ vegetarisches Essen für Carlo, Ava und Ralph!

In der Untersuchungshaft wird den Inhaftierten von der unfreiwilligen Feuerwehr tierleidfreies Essen verweigert. Aus der JVA Cottbus-Dissenchen berichtet Ralph, dass unter die „vegetarische Verpflegung“ auch Fisch gezählt wird. Und das obwohl auf dem Auswahlbogen sogar gesondert die pesketarische Ernährung ausgewählt werden kann. Veganes Essen gibt es hier gar nicht.

In der JVA Luckau-Duben bei Ava und Carlo sieht es ähnlich düster aus. Hier wird eine vegane Ernährung als Mangelernährung deklariert und besteht daher nur aus Beilagen. Wenn Menschen keine vernünftigen veganen Gerichte bekommen, dann ist die vegane Ernährung natürlich nicht ausreichend!

Das Menschenrecht auf Nahrung ist – wie auch alle anderen Menschenrechte – unteilbar mit der naturgegebenen Würde der menschlichen Person verbunden. Verwirklicht ist es, wenn jeder Mensch jederzeit Zugang zu angemessener Nahrung oder Mitteln zu ihrer Beschaffung hat. Natürlich steht es allen Menschen frei aus persönlichen, ethischen oder religiösen Gründen ihre Nahrungsauswahl anzupassen.

Da die Gefangenen sich ihr Essen zur Zeit nicht selbst beschaffen können sind die JVAs verpflichtet ein passendes und ausgewohgenes Angebot zur Verfügung zu stellen. Die Repression des Staates besteht in der Isolation der Menschen von ihrem Leben, der Gesellschaft und von ihren Freund*innen. Den Menschen zusätzlich eine ausgewohgene vegane Ernährung zu verwehren missachtet die Würde der Gefangenen.

Wir fordern, dass die JVAs eine tierleidfreie Ernährung der Gefangenen ermöglichen!

Was könnt ihr nun tun?

Ruft bei den Anstaltsleitungen an und beschwert euch, dass sie den Gefangenen den Zugang zu tierleidfreiem Essen verweigern! Wenn genug Menschen anrufen können wir vielleicht ein Einlenken herbeiführen und diesem irrationalen Schwachsinn ein Ende setzen.

Telefonnummer JVA Luckau-Duben: 035456 673-0 oder 035456 673-300 
Telefax: 035456/673216
Mail:  Poststelle.DU@justizvollzug.brandenburg.de
Telefonnummer JVA Cottbus-Dissenchen: 0355 4888-0
Fax: 0355 4888-222
Mail: Poststelle.CB@justizvollzug.brandenburg.de
Ministerium der Justiz
Telefon: 0331 8660
Fax: 0331 866-3080
Mail: poststelle@mdj.brandenburg.de 
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Ein Brief von Ava!

„Wer für seine Weltanschauung absichtlich andere in Gefahr bringt, ist kein Aktivist, sondern ein Verbrecher.“ (Michael Stübgen, brandenb. Innenminister)

Darauf möchte ich antworten: wer für seine Kapitalinteressen und Wohlstand Standards die Lebensgrundlagen ganzer Generationen gefährdet, ist weder ein „Politiker“ noch „Grundversorger“ sondern ein – Verbrecher – oder auch: ein riesen Arsch.

Sie sind der Verbrecher! Ihr alle seid es – ihr alle, die einfach weitermachen, mitmachen, zuschauen. Aber ich sitze im Knast? Hallo Unrechtsstaat!

Ich zitiere weiter: „Friedlicher Protest u. Demonstration gehören zur Demokratie und dürfen auch laut und schrill ausfallen. Den Klimaextremisten muss jedoch das Handwerk gelegt werden.“

Geht’s noch? Wir sind jetzt die Extremist*innen? Wir, die lediglich die Einhaltung des Grundgesetzes, des Pariser Klimaabkommens, und den verdammten Schutz unserer Lebensgrundlagen fordern? Sehr extremistisch /s.

Machen sie doch mal einen Vorschlag: durch welche gestattete Protestform würden Sie und ihre Politik- und Wirtschaftskumpels uns denn hören? Es wurde doch jahrelang zur Genüge gezeigt, dass euch das nicht interessiert!
Seit wann wird vor der Klimakatastrophe gewarnt und dagegen protestiert? 40? Ewig schon! Und es war immer egal. Jetzt sind wir bereits mitten darin und wir sollen uns weiter mit einem Pappschild auf die Straße stellen – nicht während der Schulzeit versteht sich – während Leute bereits fliehen, hungern, sterben aufgrund der Klimakatastrophe? Ihr habt doch einen Knall!
Macht euren Job endlich vernünftig, dann müssen wir uns auch nicht mehr im Regen auf irgendwelche Förderbänder legen. Ich kann mir auch schöneres vorstellen. Aber die Versorgungssicherheit von Milliarden Menschen steht auf dem Spiel. Die Versorgung mit Trinkwasser, Atemluft, fruchtbarem Boden und bewohnbarem Land ist für die kommenden Generationen alles andere als gesichert. Und ihr heult herum wegen ein paar Stunden 50% Kraftwerksleistung? Ihr habt echt den Schuss nicht gehört, oder?
Ich werde um meine Zukunft und meine Lebensgrundlagen nicht länger mit einem Schild in der Hand betteln – ich werde sie einfordern. Ich und alle in meiner Generation haben jedes Recht dazu!

Werdet aktiv, organisiert euch und stellt euch diesem mörderischen System in den Weg! Klimaschutz ist kein Verbrechen!

Solidarische Grüße

Ava

 

Anmerkung: Der Brief war auf den 24.09. datiert und er kam 06.10. bei uns an.  

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Statement zu zwei Wochen Haft dreier Klimaaktivist*innen

Pressemitteilung: Free them all – Freiheit für Ava, Carlo & Ralph

Seit zwei Wochen sitzen drei Klimaaktivist*innen in Untersuchungshaft, denen vorgeworfen wird, mit der Gruppe „Unfreiwillige Feuerwehr“ das Kohlekraftwerk in Jänschwalde lahmgelegt zu haben. Die Untersuchungshaft ist auf zwei Monate befristet.

Aktivist:innen hatten an drei Stellen insgesamt über zehn Stunden lang erfolgreich die Kohlezufuhr in das Braunkohlekraftwerk blockiert. Sie ketteten sich an Förderbändern fest und blockierten mit technischen Mitteln die Gleise zwischen dem nahen Tagebau Jänschwalde und dem Kraftwerk. Die Gruppe forderte das sofortige Aus des drittgrößten Braunkohlekraftwerks in Deutschland. Das Kraftwerk hat aber nicht nur europaweit die vierthöchsten CO2-Emissionen, sondern bedroht auch massiv die Trinkwasserversorgung in der Lausitz und in Berlin . Erst im März hatte das Verwaltungsgericht Cottbus entschieden, dass der Tagebau seinen Betrieb deshalb einstellen muss. Doch seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine wiegen die Interessen der Energieversorger vor Gericht schwerer: Ihre Dreckschleudern können trotz absurder Umwelt- und Klimaschäden weiterhin auf vollen Touren laufen. Statt dessen werden allen Ernstes zusätzlich zu den vier aktiven Kraftwerksblöcken zwei Reserveblöcke reaktiviert. Continue reading

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