Der Brief wurde am 4.11. geschrieben und am 7.11. abgeschickt.
Viele Schikanen neben der Postkontrolle, die anfangs Briefverzögerungen von mehreren Wochen mit sich brachte, weitere beschreibt sie im folgenden Brief.
1. 3 Wochen Quarantäne trotz negativem PCR-Test. Vorgeschrieben: 5 Tage + Wartezeit aufs Testergebis. Länger als 2 Wochen evtl. illegal.
Quarantäne = 23 h/Tag Isolation
–keine Küche
-keine Bücherei (nur n paar wahllos zusammengestellte Bücher der Station)
-kein Sport
-10 min Zeit zum Duschen und telefonieren (wer telefonieren darf)
-Andere Gefangene hatten dort Wasserkocher und Fernseher – Carlo, Mosaik und ich zufällig nicht.
2. Aushändigung der Hausordnung wurde bei uns wohl vergessen. Enthält viele wichtige Infos: wie die Zelle zu gestalten ist, damit man kein Stress bekommt und z.B. Briefe nicht zur Habe gehen, was für Gegenstände und Leistungen man wie beantragen kann (Bücher, Sport, Besuche, Telefonieren, Pakete), wie man gegen besetimmte Sachen Beschwerde bei Aufsichtsbehörde und Gericht stellen kann. Hätte mir viel Stress erspart und evtl hätte Besuch schon geklappt, wenn ich früher über Formalitäten etwas gewusst hätte.
3. Angeblich kann ich keine Pakete empfangen ohne Name. Weird, weil alles andere auch ohne Name geht (Telefon ausgenommen, aber das geht über 3.-Anbieter, nicht über die JVA): Einkauf, Konto, Briefe, Anträge. Mir wurde sogar angeboten, meinen Schlafsack rauszuschicken. Rausschicken geht, rein aber nicht? Alles klar.
4. Fernseher kann man, nachdem man auf ner Warteliste steht, von der Anstalt leihen. Kann ich nicht, weil ich ja Geld hab und mir einen kaufen soll. Als mir das gesagt wurde, hatte ich ca. 150 €, der billigste TV kostet 199 €. Beim abgeben des Antrags wurde gesagt, wird wahrscheinlich nicht genehmigt, weil ich ja für die Stromabschaltung sei.
5. Verteidiger*innenpost ist von jeglicher Postkontrolle ausgenommen (außer bei §129 StGB-Verfahren), darauf wird überall (Justizvollzugsgesetz, in der Hausordnung, der StPO und im Beschluss vom Gericht selbst) hingewiesen. Trotzdem wurde meine Verteidigerinpost anfangs zur Kontrolle geschickt, sodass ich sie erst mit 4-6 Wochen Verspätung bekommen habe. Danach wurde es geklärt und dann gings, aber immer mal wieder wollen einzelne Bedienstete ausgehende Anwaltspost trotzdem zur Kontrolle schicken. Und unterstellen meiner Anwältin damit, Gesetze zu brechen.
6. Abgegebene Anträge brauchen vergleichsweise (mit anderen Gefangenen) lange oder verschwinden / klappen erst nach mehreren Anläufen, z.B. Antrag auf mehr als 4 Unterhosen pro Woche, oder auf Medikamente gegen Regelbeschwerden (5 Tage vor Beginn gestellt, am 5. Tag immer noch keine bekommen). Antrag auf Teilnahme am Sport wurde gleichzeitig mit einer Mitgefangenen abgegeben – sie hat die Genehmigung längst, ich nicht.
7. Telefonieren mit Anwältin – das ist glaub ich schon öffentlich.
8. Ich darf Tabak nicht kaufen, besitzen, konsumieren, weil niemand meine Volljährigkeit überprüfen könne. Leuten, die mir Tabank schenken wollen, wird mit Anzeige gedroth. Das Landgericht schreibt, es gäbe keine Anhaltspunkte an meiner Volljährigkeit zu zweifeln. JVA weiß das. Ist aber wohl egal. Ich will drauf hinweisen, dass Tabakkonsum weder normal, noch cool ist, sondern Tabak ein umweltschädliches Kolonialprodukt ist, dass unter sehr beschissenen Bedingungen hergestellt wird. Ich würde mich trotzdem freuen, meine Sucht unter anderen Bedingungen bekämpfen zu können.